Inszenierung des Jahres 2007/08:
Elektra (Richard Strauss), Inszenierung: Andrea Moses
Die Preisträgerin Andrea Moses ist in Meiningen keine Unbekannte. Sie hat hier mit dem "Graf von Luxemburg" ihre erste Arbeit im Musiktheater überhaupt gemacht.
Zwei Jahre später brachte sie hier mit einer denkwürdigen „Salome“ ihre erste Oper auf die Bretter.
Auch bei der Elektra hat Andrea Moses alle sonst manchmal so unversöhnlich scheinenden Anhänger verschiedener Inszenierungsstile mit sich genommen. Das Werk ist eine blutige Sache, die
Vorgeschichte ist voller Blut, die sich dem Zuschauer bietende Geschichte ist voller Blut und es sieht nicht so aus, als ob die Zukunft besser aussieht. Rache führt zu Gegenrache, steigert sich
und reißt alle in den Abgrund. Liest man die Elektra, ahnt man gleich, dass das keine Geschichte aus dem alten Griechenland ist sondern sehr heutig, man findet derartiges täglich in der Zeitung.
In diese Situation zieht uns die Inszenierung hinein. Von der ersten Bewegung Elektras bis zum letzten Ton, der letzten ratlosen Geste Chrysothemis’, die die blutige Axt an uns weiterreicht,
folgen wir dem Geschehen atemlos. Wir gehen nach Hause mit der offenen Frage, ob wir die Axt nehmen, ob wir sie benutzen werden oder verbrennen. Andrea Moses bietet uns keine vorgefertigte
Lösung, denken müssen wir schon selbst. Aber sie ist in ihrer Darstellung immer klar, auf Anhieb verständlich. Bei ihr verbindet sich die klare eigene Analyse und Gedankenarbeit mit der ihr
eigenen ebenso klaren Bildersprache und der handwerklich-künstlerischen Fähigkeit, das, was sie zeigen will auch wirklich zu vermitteln. So kann sie auch mit derart schwierigen Stoffen die Herzen
des Publikums gewinnen.
Gelingen konnte die Inszenierung auch durch die Mitwirkung aller anderer Beteiligten. Christian Wiehle schuf ein hervorragendes Bühnenbild. GMD Urbanek führte Orchester und Sänger zu
musikalischen Höchstleistungen. Das Orchester war makellos und mitreißend. Bei den Sängern der Elektra standen natürlich die drei Frauen im Mittelpunkt: Bettine Kamp (Elektra) , Elizabeth
Hagedorn (Chrysothemis) und Gail Gilmore (Klytemnestra).